Vorder Leistchamm 2098m

In Berg- Alpintouren by Steven

Überschreitung des Vorder Leistchamm

Als ich heute ins Arvenbüehl fuhr, war ich noch etwas unschlüssig was ich genau unternehmen soll, irgend etwas an den Leistchämmen sollte es werden. Eine Idee war den Mittler Leistchamm zu besteigen und danach den Hinter Leistchamm anzuhängen. Sicher war ich mir nur, dass in durch die Schafbergmulde hochsteigen wollte. Was sich als sehr doofe Idee herausstellen sollte.

Vom Arvenbüehl stieg ich zügig über die Alp Looch und P.1633 hinauf zum Tritt. Das Bergrestaurant Alp Looch ist übrigens bis auf weiteres geschlossen. Bis hierhin waren für meinen Geschmack doch sehr viele Leute unterwegs. Der Hinter Leistchamm ist und bleibt halt ein Touriberg, was man auch am Sprachengemisch feststellen konnte. Bei der Verzweigung bei P.1767 nahm ich dann den Bergweg Richtung Tritt und innerhalb 5 Minuten war ich völlig allein und die Stille kehrte zurück. Der Bergwanderweg über den Tritt war dann so richtig zum Geniessen. Der etwas abschüssige Abschnitt und der Abstieg sind sehr gut gesichert und bei den aktuellen Verhältnissen braucht man die Seile nicht. Etwa auf 1790m verlies ich den Weg und stieg in die Schafbergmulde hoch. Vor Ort zeigte sich dann, dass die Aufstiegsrampe unterhalb Chammsitten sehr viel mühsamer zu begehen war als es auf der LK den Anschein machte. Das Gelände ist stark überwachsen mit Kraut und Gestrüpp. Sehr unpraktisch ist, dass die teilweise hüfthohen Botanik Steine, Blöcke und Löcher überdeckt. Welche durch den starken Bewuchs kaum mehr zu sehen sind. Ein rasches Vorwärtskommen war in diesem Gelände nicht möglich. Teilweise traf ich auf alte Markierungen des ursprünglichen Wanderwegs in die Gocht, welche aber nichts bringen. Im hinteren Teil des Kessels lässt die Botanik dann glücklicherweise nach und das Gelände geht in Geröll und Karst über. In welchem ich dann zügig den Grat erreiche. Da in der Zwischenzeit der Mittler Leistchamm völlig von den Wolken eingehüllt wurde, war diese Besteigung auch keine Option mehr. Etwas sehen in diesem Gelände wäre ja schon noch von Vorteil. Also stieg ich zum höchsten Punkt des Vorder Leistchamm (P.2098) auf.

Bereits während des Aufstiegs wurden mir zwei Sachen klar.
– Erstens hier steige ich sicher nicht mehr ab, zu mühsam war das Gelände.
– Zweitens aufgrund des Ansturms war der Hinter Leistchamm keine Option mehr.

Also blätterte ich während dem Essen auf dem Gipfel etwas im Clubführer. In welchem ich dann die Route 508 über den Osthang entdeckte. «Im Abstieg wegen den nicht offensichtliche Route…. durch die Rinne…» Das hörte sich doch in Kombination mit dem Schwierigkeitsgrad WS schon mal interessant an. Also machte ich mich auf den Weg. Zuerst aber stattete ich dem Steinmann des Vorder Leistchamms auf der vorgelagerten Grätchen noch einen Besuch ab. Leider hatte ich aufgrund der Wolken kaum etwas vom spektakulären Tiefblick. Ja nu… immerhin hatte es dank Carpintero ein Gipfelbuch in welchem ich mich verewigen konnte. Danach stieg ich über, neben und durch die Karstfelsen ab. Eine Rinne anpeilen, wenn man nicht weiss wo diese ist, ist eine spannende Aufgabe. Doch mein Gespür für das Gelände führte mich zielsicher an die richtige Stelle. Diese Stelle erscheint einem im Abstieg auch ziemlich logisch und liegt zwischen Legföhren und einem Felsen. Die Rinne klettert man mit eine paar Zügen im II Grad ab. Eine gewisse Körpergrösse ist von Vorteil, da die Tritte etwas weit auseinander sind. Aber alles machbar. Am Ende der Rinne betritt man ein steil abfallendes Rasenband welches man in nördlicher Richtung ca. 10 – 15 Meter absteigt. Dort dann an die Oberkante des etwa 2 – 3 Meter hohen Felsriegels und an einer passenden Stelle über diesen abklettern und auf den Alpinwanderweg hinunter. Auf diesem erreichte ich, streng beobachten von mehreren Gemsenfamilie, die Verzweigung bei P.1830. Nun blüht mir aufgrund meines Umwegs leider noch ein kleiner Gegenanstieg über den Tritt. Diesen nehme ich aber gerne in Kauf als Preis für den spannenden und unterhaltsamen Abstieg vom Vorder Leistchamm. Nach rund 45 Minuten stehe ich wieder im Arvenbüehl. In Amden gönne ich mir dann im Rösli noch einen Coup Romanoff und natürlich eine Schale.

Die Überschreitung des Vorder Leistchamm hat sich als sehr lohnende Tour herausgestellt. Vor allem der Abstieg über den Osthang bietet Unterhaltung und macht richtig Spass zum Absteigen und Abklettern. In der Schafbergmulde empfiehlt es sich direkt am Boden der Mulde über das Geröll und die Felsen aufzusteigen. Das Aufsteigen in der Flanke sieht auf der LK zwar logisch aus. Ist aber vor Ort aufgrund des Bewuchses sehr mühsam und zeitraubend.

Route: Arvenbüel – Tritt – Schafbergmulde – P.2098 – Vorder Leistchamm – Gocht – Tritt – Arvenbüel

Eckdaten Tour  
Distanz Aufstieg: 5.3km
Distanz Abstieg: 5.8km
Höhenmeter Aufstieg: 1060m
Höhenmeter Abstieg: 1060m
Dauer Aufstieg: 2h 35min
Dauer Abstieg: 2h
Pausen: 1h 10min
Schwierigkeit: T5 II
Benötigte Karten: 237T Walenstadt 1:50000 Gelbe Wanderkarte von Swisstopo
Bestiegene Gipfel: Vorder Leistchamm 2098m
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