Zanaihorn 2821m

In Berg- Alpintouren by Steven

Geröllrausch am Brösmelihorn

Nach unserem missglückten Versuch am 08.09.2012 das Zanaihorn zu besteigen. Stand heute ein weiterer Versuch an. Das Zanaihorn ist ein Gipfel der mich seit jeher völlig fasziniert hat. Schon zu Beginn meiner Alpinwanderkarriere bin ich auf diesen Traumberg aufmerksam worden und er hat mich bis heute nicht mehr losgelassen. Ein wunderschöner und gleichzeitig abweisender Zacken. Dazu die Abgelegenheit des Taminagebirges kombiniert mit viel Schutt, Geröll und steilen einsamen Aufstiegen. Ein Gipfel voll nach meinem Geschmack. Heute war es nun also soweit, Versuch Nr.2.

Pizolhütte – P.2767
Um 08:15 ging es mit so ziemlich der ersten Gondel hinauf zur Pizolhütte. Danach folgte der Aufstieg zur Wildseeluggen. Hinter uns zog sich eine richtige Prozession von Fünfseenwanderern und Pizolaspiranten den Hang hinauf. Aber das war ja zu erwarten wenn am letzten Betriebstag solches Wetter herrscht. Von der Wildseeluggen ging es wie auch bereits das letzte Mal auf dem Wanderweg Richtung Pizol. Kurz vor P.2712 der Wildsandköpfe haben wir den Wanderweg verlassen und haben den flachen Übergang auf dem Geländerücken angesteuert. Auch heute haben wir das ausgesetzte Band unterhalb der Wildsandköpfe getestet aber dann wieder umgekehrt. Seit unserem letzten Besuch hat der Steinschlag das Band noch mehr erodiert und es sind kaum mehr sinnvolle Tritte vorhanden. Wir haben uns dann für die Umgehung unterhalb der Felsen im Geröll entschieden. Doch auch der Abstieg vom Geländerücken in den Geröllkessel ist nicht gerade ohne. In der steilen und mit feinem Kies übersäten Flanke muss man seine Tritte schon sehr gezielt setzen. Der Abstieg bewegt sich im T5 Bereich (je nach Routenwahl). Unten ging es dann über Geröll einfacher (T4-) unter den Felsen hindurch in den Kessel hinein nördlich vom Zazol. Aus diesem kann man dann einfach aber anstrengend über Geröll und Blockschutt zum Zazol aufsteigen. Hier liegt die Herausforderung darin einen möglichst kräftesparenden Aufstieg zu finden.

P.2767 – Zanaihorn
Vom Zazol (P.2767) sind wir dann wieder über Schutthänge in die Westflanke des Zanaihorns abgestiegen. Dort traversierten wir über noch mehr Geröll zur markanten Westrinne die von der Scharte zwischen Zanaihorn und Chli Zanaihorn herunter zieht. Kurz vor der Rinne wird die Westflanke kurz etwas grasiger und man kann bequem über Rasentritte an Höhe gewinnen. Doch in der Rinne war dann definitiv Fertig mit Energiesparen. Zum guten Glück lag die Rinne um diese Jahres- und Tageszeit noch im Schatten. Schon heute war der Aufstieg sehr schweisstreibend. Ich möchte ja nicht wissen wie es hier im Sommer ist wenn die Sonne voll hinein brennt. Die Rinne ist auf der ganzen Breite begehbar. Mit Vorteil hält man sich im unteren Teil in der Mitte und im oberen Teil direkt auf der linken Seite der Felsen die es in der Mitte der Rinne hat. Dort steigt zwar die Schwierigkeit gegen T5. Dafür kann man sich an den Felsen auch besser halten was etwas Energie spart. Steigt man direkt so wie ich an den Felsen hoch müssen auch einige Steinblöcke erkraxelt werden. Von der Höhenkurve 2500m bis zur Schichtstufe auf dem Südgrat muss man etwa eine Stunde rechnen. Den Südgrat des Zanaihorns betritt man direkt unterhalb der Schichtstufe. Vom Südgrat sieht man dann auf die Südostseite von wo die Route 265 herauf kommt. Nun geht es wieder flacher über Geröll beladene Platten hinauf zum Gipfel. Kurz unterhalb des Gipfels wird es dann für 15m wieder etwas ausgesetzter. Doch auch das absolvieren wir und stehen endlich auf dem Zanaihorn. Ein erhabenes Gefühl auf diesem Berg zu stehen. Endlich endlich endlich…. So lange habe ich mir das gewünscht und nun endlich ist dieser Wunsch in Erfüllung gegangen.

Zanaihorn – Gigerwald – Vättis
Leider ist es etwas windig auf dem Gipfel und unsere Gipfelrast fällt kurz aus. Nach dem Eintrag in das bereits etwas mitgenommene und schimmlige Gipfelbuch steigen wir wieder ab. Lustigerweise hat es zwei Gipfelbücher auf dem Zanaihorn. Eines befindet sich am Kreuz und ein zweites etwa 1m daneben am Boden unter einem Felsen. Wieso? Keine Ahnung. Der Abstieg zur Schichtstufe hinunter ist rasch absolviert und nun steht uns ein absoluter super Geröllrausch bevor. Für die nächsten 400Hm benötigen wir gerade einmal 20min. Diese Rinne ist ein wahres Gerölldorade. Am Fuss des Zanaihorns machen wir dann nochmals eine ausgiebige Pause um uns für den langen Abstieg nach Vättis zu stärken. Über Oberboden steigen wir teilweise auf Wegspuren zum Säss auf der Alp Tersol ab. Im Tersol treffen wir dann auf den Wanderweg der vom Pizolsattel nach Gigerwald führt. Dieser ist einfach zu begehen und auch gut weiss-blau-weiss markiert aber einer der wilderen Sorte. Schwierigkeit T3 sofern man den Weg nicht gerade nach einer starken Niederschlagsperiode begeht. Dank der imposanten Schlucht und der spannenden Wegführung merkt man kaum, dass man hier nochmals 800Hm absteigt bis nach Gigerwald. Als wir in Gigerwald ankommen stellen wir mit Freuden fest, dass das Berggasthaus geöffnet ist und wir kehren natürlich ein.  Nach einer längeren Pause und aufgefülltem Flüssigkeitsspeicher absolvieren wir noch den Rest hinunter nach Vättis. Der Einfachheit halber laufen wir auf der Strasse. In Vättis erreichen wir punktgenau das Postauto um 19:44. Das nenne ich perfektes Timing. Einsteigen, Türe zu und abfahren. In Sargans genehmigen wir uns bei Janine im Bahnhof Buffet einen ausgiebigen Znacht.

Fazit
Mit der Besteigung des Zanaihorns habe ich mir einen persönlichen Traum erfüllt. Klar ist auch hier war ich nicht das letzte Mal. Dafür lässt sich das Zanaihorn auf zu vielen Routen besteigen. Hier kann man also noch viel erkunden und erleben. Dazu gibt es eine gehörige Prise Abgelegenheit und Einsamkeit die man so richtig geniessen kann. Wir sind auf der Route 261 aufgestiegen. Die Schwierigkeiten würde ich über alles gesehen wie auch im Führer mit T5 angeben. Es ist nicht direkt schwierig und hat auch keine eigentliche Schlüsselstelle. Aber der Aufstieg durch die Westflanke ist auch nicht ganz ohne und je nach Routenwahl schon im T5 Bereich. Man muss unbedingt die Gefahr durch Steinschlag beachten ausgelöst durch die Steinböcke. Die fühlen sich hier in einem eidgenössischen Jagdbanngebiet sichtlich wohl und toben sich auch aus. Achtung! Egal von wo man startet die Unternehmung Zanaihorn ist immer mit viel Höhenmeter und Distanz verbunden. So und nun schwelge ich noch etwas in schönen Erinnerungen beim Betrachten der tollen Bilder.

Route: Pizolhütte – Wildseeluggen – Zazol P.2767 – Zanaihorn – Alp Tersol – Gigerwald – Vättis

Eckdaten Tour  
Distanz Aufstieg: 6.4km
Distanz Abstieg: 9.5km
Höhenmeter Aufstieg: 1100m
Höhenmeter Abstieg: 2320m
Dauer Aufstieg: 4h 40min
Dauer Abstieg: 3h 5min
Pausen: 2h
Schwierigkeit: T5
Benötigte Karten: 247T Sardona 1:50000 Gelbe Wanderkarte von Swisstopo
Bestiegene Gipfel: Zanaihorn 2821m

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